Wiesenfestnachlese - Rede von Pastor Markus Gumpfer am Wiesenfestmontag

Gott geht mit

Angst und Sorgen treiben uns um. Wir haben eben gehört, dass eine überlegte Planung hilft.

Mir fällt dazu ein, wir gehen nicht allein oder ohne Begleitung. Denn Gott geh mit. Das ist meine Hoffnung.

 

Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück;
denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich (Psalm 23,4; Luther).

 

Ich setzte mich an ihr Bett und nahm ihre Hand. Seit fast zwei Jahren kämpfte sie nun schon gegen den Krebs, und nun neigte sich ihre Reise dem Ende zu. Erstaunlich tapfer hatte sie ihre Behandlung ertragen. Doch jetzt zeigte sich die Angst. Sie fragte mich: „Liest du mir noch einmal den dreiundzwanzigsten Psalm vor?“ Dieser Bitte kam ich nach, und machte ihr Mut, die Worte mitzusprechen:

„Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser. Er erquicket meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.“

Ich erlebte, wie sie jeden Satz in sich aufsog, während sie die Worte nachsprach. Sie stellte sich vor, dass Jesus an ihrer Seite stand und liebevoll auf sie sah. Sie sah die grünen Deiche mit Schafen und das Meer beim Bauernhaus ihrer Großeltern vor sich, an die sie so viele schöne Erinnerungen hatte.

Ich erzählte ihr von meiner Reise nach Israel mit einem Freund. Einige Beduinen hatten uns eingeladen, sie zu begleiten. Sie wollten ihre Herden in die Wüste treiben. Unterwegs wunderte ich mich darüber, dass die Tiere nah bei den Hirten blieben. In diesem trockenen und öden Land führten die Hirten ihre Herde in Gebiete, wo es Nahrung und Wasser in Zisternen gab. Sie tränkten ihre Tiere mit sauberem Wasser. Und wenn ein Schaf auf Abwege geriet, holte die Stimme des Hirten es wieder zurück.

„Ja, auch wenn ich durchs finstere Tal wandere, fürchte ich kein Unglück“, sagte sie, „denn du bist bei mir.“ Ihre Worte wurden langsamer, jedes einzelne kam voller Überzeugung, und die Angst wich aus ihrem Blick. „Du bist bei mir“, wiederholte sie.

Als wir die letzten Zeilen des Psalms beteten: „Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar“, erzählte sie, wie treffend diese Worte ihr Leben beschrieben. „Ich bin von Schmerz, Kummer und auch Leiden nicht verschont geblieben“, sagte sie, „aber in allem habe ich Gottes Güte und Barmherzigkeit erlebt.“ Als ich mich von ihr verabschiedete, war ihre Angst verschwunden.

Seit Jahrtausenden hat der Psalm 23 Menschen die Glauben Trost und Frieden gebracht. Er stellt uns in unserem Leben vor Augen, die Augenblicke, in denen unsere Herzen voll waren und wir in unserem Leben eine Fülle von Gutem erlebt haben. Und in Zeiten des Schmerzes, der Trauer und des Leidens erinnert er uns daran, dass Gott unser Hirte ist – dass er immer bei uns ist und dass wir deshalb keine Angst haben müssen.

Ich lade Sie ein, den Psalm zu Hause laut zu lesen und ihn zu Ihrem Gebet zu machen. Stellen Sie sich dabei vor, dass Gott Ihr Hirte ist und Sie sein Schaf sind, auf das er aufpasst, das er beschützt und für das er sorgt. Auch heute in unserer Zeit mit vielen Herausforderungen.

 

Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser. Er erquicket meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen. Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich. Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein. Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar. (Psalm 23,1–6; Luther)

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