Wiesenfestnachlese: Rede von Pfarrer Gerald Zimmermann am Wiesenfestmontag

Seid gegrüßt Ihr Großen und Ihr Kleinen!

Toll! Hier sind echt viele auf den Beinen!

 

Das heißt, manche seh´ ich auf der Straße sitzen,

und nach allem, was heut´ war,

auch ganz schön schwitzen.

 

Schon oft war ich auf Wiesenfesten,

und mit bei den gelad´nen Gästen.

 

In Selbitz allerdings bin ich das erste Mal,

und das ist mir wirklich alles andre als egal.

 

Soll ich doch allen Ernstes eine Rede halten,

sie auch noch mit klugen Worten ausgestalten!

 

Da kommt man schon ins Grübeln.

Deshalb hoff´ ich, werdet Ihr mir´s nicht verübeln,

wenn ich nun das, was ich hier sage,

nicht einfach so, sondern gereimt vortrage.

 

Dies habt Ihr natürlich längst bemerkt,

und wisst: So wird das Zuhören gestärkt.

 

Nun denn, fahr´ ich halt fort mit einer Frage,

bevor ich Weiterführendes zu bieten wage.

 

Ist Euch eigentlich bekannt,

wie hat man das Motto gestern früh, im Zelt, im Gottesdienst genannt?

 

„Aus Fremden werden Freunde“ – richtig!

Und deshalb ist das Folgende nun wichtig!

 

Ja, als meine Frau und ich nach Selbitz kamen,

vergangenen Herbst im Pfarrhaus Wohnung nahmen,

da war uns vieles zunächst fremd,

auch wenn man hie und da rasch manche kennt.

 

So sind wir doch noch mittendrin,

im Kennenlernen, aber das ist ja der Sinn,

dass man hört von Selbitz´sieben Hügeln,

und den Drang die „Gesichtslandkarte“ zu erweitern, kann kaum zügeln.

 

„Ham´ Sie sich schon eingewöhnt?“

hat´s aus vielen Ecken nett getönt.

 

Geschätzt 813 mal wurden wir das schon gefragt,

doch keine Angst, es hat uns nicht genervt oder geplagt!

 

Zeigt es doch Anteilnahme und Interesse,

dass ich „die Neia vo der Kerng do“ nicht vergesse.

 

Nur so können aus Fremden Freunde werden,

wenn wir einander wahrnehmen auf Erden!

 

Den andren nicht links liegen lassen,

uns auch mal an den Händen fassen.

 

Beglückt bemerken, dass wir einander haben,

und nicht alleine stur und mürrisch durch die Gegend traben.

 

Da fällt mir ein,

wir waren damals nicht allein!

 

Als wir in dieses schöne Städtchen zogen,

folgten Frauen, Männer, Kinder – ungelogen!

 

Aus dem Nahen Osten kamen sie hierher,

entwurzelt, unter Mühsal und Gefahren, über Land und Meer.

 

Was sie bei sich in ihrer Heimat sehen und erleben mussten,

wovon wir durch Nachrichten im Fernsehen oder Zeitung wussten,

war schrecklich, angsteinflößend, unerträglich,

das damit verbund´ne Leid unsäglich.

 

So kamen sie zu uns nach Oberfranken,

ich weiß, ein Thema, über das sich viele zanken.

 

Dass aus Fremden Freunde werden,

selbstverständlich ist das nicht auf Erden!

 

Da gibt´s soviel, was uns im Wege steht,

und sich nicht nur um Sprachbarrieren dreht.

 

In Selbitz allerdings gibt´s Hoffnungszeichen,

und Menschen , die beherzt den Neuankömmlingen die Hände reichen.

 

So kann man da und dort auch Kinderaugen leuchten sehn,

erste Kontakte, aufkeimendes Versteh´n.

 

Ja, in diese Richtung sich zu orientieren,

das kann zu einem guten Fortgang führen.

 

 

So schenk´ es Gott bei allen Schwierigkeiten,

im Hin und Her unruhiger Zeiten,

dass wir in Selbitz und an vielen anderen Orten,

nicht geizig sind mit guten Gesten, Taten, Worten!

 

Und dann zuletzt, dass wir mit Ihm nicht „fremdeln“,

nicht bloß zwischen Ablehnung und Desinteresse pendeln.

 

Denn eins, das ist und bleibt im Auf und Ab des Weltenlaufes klar,

ein Leben ohne Gott als Freund bleibt letztlich trostlos, das ist wahr!

 

Schluss! Bevor nun keiner mehr, ermüdet von der Rede, seine Augen offen lässt,

sag´ich hier nur noch: Freut Euch mit mir doch jetzt schon auf das nächste Wiesenfest!

 

Selbitz, 25.07.2016, Gerald Zimmermann

Weitere Informationen

Veröffentlichung

Selbitz
Mi, 17. August 2016

Bild zur Meldung

Weitere Meldungen