Wiesenfestnachlese: Rede von Pastoralreferent Herbert Punzelt am Wiesenfestmontag

Werte Anwesende, liebe Kinder!

 

Ihr, liebe Kinder, habt heute mal ein besonderes Lob verdient.

Heute Mittag nach dem Umzug habt ihr so aufmerksam zugehört und jetzt seid ihr auch wieder ganz diszipliniert hier vor der Rathaustreppe.

Auch der Gesangverein „Erheiterung“ verdient ein Lob für seinen Einsatz und sein geduldiges Dasein ebenso wie der Posaunenchor.

Wir dürfen auch die Menschen beim Loben nicht vergessen, die während dieser Tage so fleißig arbeiten. Deswegen können wir so richtig dieses schöne Wiesenfest genießen.

Loben ist nicht selbstverständlich.

Manche Menschen sagen, vom Lob kann ich mir nichts kaufen.

Loben hat bei uns oft ein kümmerliches Dasein. Eigentlich schade.

Vielleicht ermuntert uns eine kleine Geschichte, das Loben wieder mehr in den Blick zu nehmen.

 

 

Die Geschichte „Das kleine Lob“

 

Es war einmal ein kleines Lob, das größer werden wollte. Die Mutter strich ihm über den Kopf und meinte: “Ich fürchte, du bleibst ein kleines Lob. Vergiss nie: Ein kleines Lob ist besser als der größte Befehl!“

 

Auf seiner Wanderung in die weite Welt kam es zu einem Mann, der gerade sein Auto wusch: „ Kannst du mich nicht gebrauchen, zum Loben?“ fragte das kleine Lob. Aber der putze weiter und sagte: „Wozu loben? Ich arbeite, damit ich Geld verdiene. Ich putze, damit mein Auto sauber wird. Alles was ich tue, hat seinen Nutzen. Aber loben ist zu nichts nütze!“ Das kleine Lob schluckte und ging weiter.

 

Kurze Zeit später sagte es zu einem Kind: “Ich fände es schön, wenn du mich brauchen könntest!“ Da meinte der Junge aufgebracht:“ Pah, loben! Was denn? Etwa die Schulaufgaben, die ich jetzt machen muss? Dass mein Fahrrad einen Platten hat? Oder mein Brüderchen immerzu schreit? Nein, alles ist eher zum Ärgern!“ Das kleine Lob schlich sich traurig davon. Will denn niemand mehr loben?

 

Und das kleine Lob wandte sich an eine alte Frau. „Wen soll ich denn loben?“ sagte sie unzufrieden. „Meine Kinder, die sich nicht um mich kümmern? Oder den Arzt, der schon zwei Jahre an mir herumdoktert?“„Vielleicht könntest du ein kleines bisschen Gott loben“, sagte das kleine Lob vorsichtig. „Ach du liebe Zeit“, rief die alte Frau, „heute ist doch nicht Sonntag!?“ „ Vielleicht dafür“, das Lob blieb hartnäckig, „dass du noch lebst, dass du immer zu essen hast, die Sonne und die Blumen sehen kannst…“ „ Was ist das alles gegen mein Rheuma und mein Alleinsein?“ unterbrach die alte Frau.

 

So wanderte das kleine Lob weiter. Es klagte: „Alle fragen nur: Warum? Was bringt das? Ich habe es zu schwer!“ – Dabei gehöre ich doch zum Lebenswichtigsten überhaupt: Leben, lieben und loben – nur ein Buchstabe ist jeweils anders! Wenn das Leben lebenswert ist, dann ist es auch liebenswert und dann ist es auch lobenswert. Und soll dann nicht auch der gelobt werden, der das Leben geschenkt hat? „ Und das kleine Lob kam zum Schluss: „Wer sich Zeit nimmt, Atem zu holen, wer wieder richtig sehen lernt, wer die richtigen Maßstäbe setzt, der kann danken und findet zur Freude zurück. Ja, und der muss einfach loben!“

 

                                                    Naila, 25.07.2016, Herbert Punzelt

 

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Veröffentlichung

Selbitz
Mi, 17. August 2016

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